Programmieren: Entfaltung einer Geistesgeschichte

Im Schuljahr 2019/2020 führt der Kanton Zürich das Modul Medien und Informatik auch für die
Sekundarschulen ein und folgt damit der Zielsetzung des Lehrplans 21, Schülerinnen und Schüler auf eine
zunehmend durch informationsverarbeitende Systeme geprägte Welt vorzubereiten. Die Umstellung sieht
sich mit vielen Hürden konfrontiert. Nicht zuletzt, weil die Entwicklung und Verbreitung von Computern
mit rasender Geschwindigkeit vor sich ging – Windows 98 liegt nicht viel länger als ein Heranwachsen
zurück - und somit ein Gros der Lehrpersonen selbst nie eine Schulung in informatischen Kompetenzen
erhielt.
Informatik und das Denken in Codes sind allerdings keine rein technischen Gebiete. Sie entspringen einer
Geistesgeschichte, die zurückreicht bis Aristoteles und als Denklehre der Logik von allen philosophischen
Schulen weiterentwickelt wurde. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte sie schon um die vorletzte
Jahrhundertwende durch die Arbeiten zur Aussagenlogik von Russel, Pierce und Frege.
Den Verbund von Logik und Sprache erfahren
Für einen Grossteil der Geistesgeschichte war Logik ein Instrument, welches im Verbund mit Sprache zur
Erkenntnisgewinnung genutzt wurde. Anhand beider konnten alte Ideen geprüft sowie neue Ideen
überhaupt erst erschlossen und gedacht werden. Mit der Entwicklung von Computern und
Programmiersprachen dient dieser Verbund nun nicht mehr ausschliesslich der abstrakten Reflektion oder
der theoretischen Produktion. Er wurde auch zu einem sehr realen Werkzeug, welches direkt und handfest
in die physische Welt wirkt, Informationen verwaltet und wiederum fortwährend neue Information
produziert. Logik als System im Allgemeinen und als Computersystem im Speziellen erfährt dadurch eine
neue Autonomie. Sie erfährt eine neue Unmittelbarkeit. Sie erfährt eine zuvor nie gekannte Verbreitung in
der Bildung. Und letztlich können wiederum wir den virtuellen Raum der Informatik dazu nutzen, Logik
neu erfahrbar zu machen, uns an ihr zu schulen, sie zu testen und stetig zu entwickeln.
Damit verliert sie aber nicht ihre Wurzel. Sie bleibt auch ein Werkzeug der Erkenntnistheorie, der
sprachlichen Kohärenz und Präzision, dem folgerichtigen Aufbau von Argumentationen und ein Feld
kreativer Ideenproduktion. Logische Schulung im Feld der Informatik ist als Denklehre also nicht nur
grundlegend für alle technischen Kompetenzen, sondern auch für alle geisteswissenschaftliche Arbeit, für
alle politische Arbeit, für kreative Arbeit, für soziale Arbeit und für jede auch alltägliche sprachliche
Interaktion.
Denklernen
Zusätzlich zu den in den Schulen angebotenen Grundlagen lohnt es sich also, sich vertieft mit dem
logischen Aufbau sowie dem Vokabular einer Programmiersprache zu befassen. Dazu gibt es
Online-Plattformen, welche spielerisch die Grundkonzepte vermitteln; es gibt Programme zum
Selbststudium; und es gibt im Raum Zürich Anbieter von geleiteten Vertiefungskursen.
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